Sonntag, 20. Dezember 2015

wahr

in den sozialen Medien gefunden:

aus Kindern die nicht geliebt werden,

werden Erwachsene die nicht lieben

Sonntag, 19. April 2015

geschafft

und ganz hinten denke ich mir, sie haben es geschafft, ihre persönliche Qual hat aufgehört, Enke, Lubitz, die anderen und der Schwiegervater

Samstag, 7. März 2015

heute vor zwei Jahren

...war das Wetter auch so. Es war Donnerstag, heute vor genau zwei Jahren. Spätschicht hatte ich. Im Büro der Kollegin etwas erklärt. Das Telefongespräch angenommen ohne aufs Display zu schauen.

“ER IST TOT”

noch lauter, schriller, schneller werden “ER IST TOT”

nochchmal lauter nochmal schriller “HAT SICH AUFGEHÄNGT”

“wer ?” - leicht im Zweifel ob die Gattin mal wieder einen Alkoholrückfall hat, nochmals leise

“wer ?” einfach um Sie ein wenig runter zu zwingen

“ER, ER - - - ER IST TOT - HAT SICH AUFGEHÄNGT IN SEINEM GARTEN”

“dein vater, tot - - - selbstmord ?” - die Kollegen bekommen es mit, natürlich zieht es mir den Boden unter den Füßen weg.

Nachdem die Schwiegermutter vergeblich zum Mittagessen auf den Schwiegervater gewartet hatte. Ist nicht zurückgekommen aus seinem Garten. Ob meine Frau vielleicht nach ihm sehen könne...? Da ich aber das Auto zur Arbeit mitgenommen haben stellt sich das als schwierig dar. Die Schwiegermutter hatte dann die Schwägerin gebeten. Die hat ihn dann gefunden.

Alarm in der ganzen Familie. Klar Alarm in der ganzen Familie.

symtomatisch

Für das schwierige Verhältnis vielleicht auch die Tatsache, dass im Kalender, in dem jedes Ereignis penibel notiert wird, heute am Todestag ihres Vaters nur steht: “2. Todestag Opa Schorsch”

Nicht nur sein Name, nicht Papa, nicht Vater. Papa und Vater der er ihr so nie war, da Sie doch nicht einmal adoptiert war, da es nur ihr Stiefvater war, der Sie vielleicht genauso wenig angenommen hat bis zu seinem Selbstmord, wie Sie ihn.

Opa Schorsch, war er für ihre Tochter. Für Sie war es ein Leben lang Kampf um seine Anerkennung, den Sie nie gewann.

Freitag, 6. März 2015

Schock

Er wird es wohl nicht überleben, liegt auf der Intensiv (noch), sagt sein Chef. Praktisch ungebremst mit 85 km/h, aber das ist ja erlaubt, ist er auf das Stauende aufgefahren, mit seinem LKW. Noch 3 Autos hat er aufeinander geschoben. 2 Stunden haben Sie ihn rausgeschnitten aus dem Führerhaus.  Die Hütte, sei komplett zerstört gewesen. Keinen gesunden Knochen mehr, die Angehörigen sollen sofort ins Krankenhaus kommen. 2 Stunden nachdem er seine Nachttour begonnen hat. Frontal. So gleichmäßig wie die Hütte zerstört ist, kann man keine Ausweichbewegung feststellen.

War er kurz unaufmerksam. Wollte er vielleicht im Rückspiegel sehen, ob er überholen kann, war es was medizinisches, vielleicht war er ja gar nicht bei Sinnen, eine Ohnmacht, eine Herzattacke. Gerade, ungebremst.

Die Kollegen sagen, ein Abstandswarner, ein Notbremssystem an seinem 1/2 Jahr alten LKW hätte 1500€ gekostet. Vielleicht auch mehr, denke ich. Vielleicht 5000€. Bei einem Kaufpreis des LKW weit jenseits der 100.000€, oder wie es ein anderer formuliert, es hätte die Leasingrate um 10€ verteuert - klar Polemik pur.In einer Branche, die sich selbst einem immensen Kostendruck stellt. Ja, die, die die LKWs beschaffen und bezahlen müssen rechnen mit jedem Cent. Können sich schon nicht mehr erinnern, wann es für den Fahrer die letzte Lohnerhöhung gab, wissen nur noch, dass Sie im November eine Lohnerhöhung für das nächste Jahr kategorisch ausschlossen.

Seine Frau ist jetzt bei ihm, ist die 160 km gefahren, hat sich ein Hotelzimmer iin der Nähe des Krankenhaus genommen, man weiß es nicht wie es ausgeht, die Firma zahlt das Hotel - ist doch selbstverständlich. Nach dem Wochenende wissen wir mehr.

Ich hatte noch mit ihm gesprochen, zwei Stunden bevor es passierte. Er lies sich noch das ok. für eine seiner Entscheidungen geben, sonst alles klar. Das sind doch auch bald 16 Jahre, dass ich ihn kenne. Weniger von Angesicht zu Angesicht, er war ja im Norden stationiert. Ich verstand ihn auch so schwer, sein Dialekt, eine nuschelige Sprache, und alles durchs Telefon. Seit einigen Monaten sah man ihn dann kurz im Büro, wenn er seine Papiere holte oder abgab.

Klar sind wir alle geschockt. Klar drücken wir die Daumen.

Mittwoch, 4. Februar 2015

traurig

...ja, am Freitag war sie dann sanft entschlafen. Es ist so, dass der Schwiegervater noch sieben Geschwister und ich somit seine recht große Schwiegerverwandtschaft habe. Die meisten davon sitzen auf der Alb, in dem Ulm, Geislingen, Heidenheim Dreieck.

Ich wollt nicht zur Beerdigung, so oft habe und hatte ich doch mit ihr gar nicht gesprochen, ein paar mal, auf Hochzeiten, auf Konfirmationen, bei den Beerdigungen habe ich sie gesehen. Ich sags ehrlich, einen Urlaubstag opfern...letztendlich war es aber so, dass ich doch im April einen neue Arbeit anfange und es ist doch egal...

Die Schwiegermutter mussten wir nicht mitnehmen, die ist mit dem Schwager gefahren. Wir wollten auch nicht am offenen Sarg Abschied nehmen, ich behalte mir die Leute gerne in Erinnerung, wie sie gelebt hatten, nicht diese bleiche eingefallene Hülle mit leicht geöffnetem Mund. Wenn ich dann dereinst beerdigt werden muss, will ich nicht aufgebahrt werden. Ich möchte dass mich die Leute so in Erinnerung behalten wie ich war. Alle.

Ein toller Tag auf der Alb. Schneebedeckte Flächen, kalt, sonnig, ein Glitzern über dem Schnee. Sie hätte gesagt, “siehsch, so schee isch bei oos”

Eine halbe Stunde vor der Beerdigung bekommen wir schon fast keinen Platz mehr in der kleinen Dorfkirche. Wir gehen auf die Empore. Nicht Alle finden einen Platz. Eine halbe Stunde keine Gespräche, das knarren der Dielen, das Rascheln der Mäntel, ein zwei Schluchzer. Und Husten und Hüsteln, zusammenrücken auf den Kirchenbänken. Schon oben auf der Empore sind mehr als 150 Menschen. Unten im Kirchenraum noch weniger Bewegung. Ihr ex ex Schwiegersohn setzt sich neben mir auf den Boden. Alleine.

Gattins früh verwittweter Onkel wird von seinen Kindern in die Bank gesetzt. Schlecht sieht er aus. Der Tod seiner damals 54 jährigen Frau hat ihn völlig aus der Bahn geworfen. Auch traurig.

Seit zwanzig Minuten sitzt die Organistin auf ihrer Orgelbank. Die Augen halb geschlossen. Die Menschen schauen verstohlen auf die Uhr. Tief und traurig klingt das Instrument, als sie dann 2 Minuten verspätet beginnt. Ich rechne hoch, 13:30 und ne dreiviertel Stunde bis Stunde Trauergottesdienst, dann alle rüber zum Friedhof ich sehe mich erst um 17:00 Uhr Richtung Heimat.

Der Pfarrer beginnt. Die Gemeinde singt ein mir unbekanntes Lied. Mir sind viele Kirchenlieder unbekannt. Der Gemeinde nicht, sie kommt alleine durch die 4 Strophen, der Pfarrer muss mit seiner Stimme nicht führen. Das gibt es bei uns nicht.Psalm 90 im Wechsel mit der Gemeinde gesprochen, klar nicht auswendig aber doch flüssig.

Bin hin- und hergerissen, diese Überzeugung, diesen Glauben an Gott beim Pfarrer zu erkennen, meine eigene Zweifel zu haben. Oder ist es doch einfach nur ein schönes Ritual, das Ganze ?

1943 als jüngste von 3 Töchtern geboren - der Vater hat Sie nur einmal gesehen, er wird seit 1944 vermisst. Schon hier bekomme ich einen Klos im Hals.

Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst. 1. Buch Mose 28,15 - ihr Konfirmationsspruch. Mit 14, die Konfirmation und Schulabschluss, Sie wurde als Hausmädchen nach Balingen geschickt. Dort wurde Sie mit 16 Jahren Mutter. Zurück in den Heimatort. Muss sich durchschlagen. Lernt zuhause Steno und Maschinenschreiben. Findet Arbeit im Rathaus. Bekommt eine Tochter und heiratet den Schwiegeronkel.

Das unbeschwerte Leben vorbei mit 14 - wobei ich nicht weiß, ob das Leben bis dahin nur unbeschwert war.

Sie ist immer aktiv, tritt bestimmt auch ihrem Mann das eine oder andere Mal in den Hintern, versorgt später die Enkel, die Gemeinde und auch die Kirchengem

Samstag, 31. Januar 2015

Heim geholt

Er hat sie zum sterben Heim geholt, hat er beim Telefonat mit der Schwiegermutter gesagt. Ja es sei Lungenkrebs. Selbstverständlich können wir sie nochmal besuchen.

Dass es um sie so schlecht steht sollen wir nicht sagen, sagte er. Sie wisse es nicht. Wir fahren mit der Schwiegermutter die 80 Kilometer unter der Woche. Er ist Schwiegervaters Bruder, ein lauter stämmiger Mann, er hatte sie als ledige Mutter kennengelernt, den Sohn adoptiert. Sie hatte ihm Halt gegeben, ihn auf den rechten Weg gebracht, hin und wieder in den Hintern getreten.

Als er das Zimmer verlässt bittet Sie uns ihm nicht zu sagen, dass sie sterben wird. Wir verabschieden uns mit einem “gute Besserung, erhol dich gut”

Heute Nacht ist sie nicht mehr aufgewacht.

Donnerstag, 22. Januar 2015

ob’s gut geht ?

Nach 28 Jahren und 9 Monaten werde ich meine bisherige Firma verlassen und bei einem anderen Arbeitgeber anfangen. Dass mir das genug Bauchweh bereitet, kann man sich vorstellen. Über die Beweggründe und Gedanken werde ich vielleicht nochmal an anderer Stelle bloggen.

Durch die Kündigung ergibt sich auch, dass ich a) jetzt im Frühjahr noch 9 Tage Resturlaub verballern muss, dann aber das restliche Jahr wegen Probezeit und so keinen Urlaub haben werde. Ich will diese 9 Tage nutzen, die Wohnung zu renovieren.

Wir haben nur ein Auto, wenn ich demnächst in einem anderen Ort arbeiten werde, werden wir 2 Autos brauchen.

Und dann stellt sich jetzt langsam die Frage, ob das gut geht ? - Eine Frage die ich mir selbstverständlich auch stelle, die mich umtreibt, wo ich aber hoffe, dass es von meiner Seite aus klappt aber...

...die Gattin. Veränderungen sind für meine Gattin mit ihrem instabilen Seelenleben das reinste Gift. Tapfer nimmt sie sich im direkten Gespräch mit mir zusammen und versucht nichts von ihren Ängsten und Sorgen ob dieser drei großen Umwälzungen in ihrem und meinem Leben anmerken zu lassen - alleine sie schafft es nicht.

In einer Phase, in der auch ich ein wenig Zuspruch gut gebrauchen könnte muss ich mir wieder große Sorgen machen, dass die Frau nicht wieder durchdreht, in eine Sucht, in die Psychiatrie oder aus dem Leben flüchtet.

Ich sorge mich, werde aber, wenn ich es jetzt, mit meinen 51 Jahren nicht angreife, nie wieder machen - will nicht jetzt schon resignieren

Freitag, 9. Januar 2015

und noch einer

“heute vor 51 Jahren wusste ich nicht wohin mit Dir”, die Schwiegermutter zu ihrer Tochter, meiner Frau. Wir auf dem Weg zum Geburtstagsessen für meine Frau. Fast schon zufrieden, war die Gattin, hatten ihr doch ein paar Leute zum Geburtstag gratuliert, sich gemeldet, ihr Anerkennung und Zuspruch gegeben, die Tochter und der Freund saßen mit im Auto, und die Alte blubbert da so debil vor sich hin.

“ich hab mich dann fürs Werra Heim entschieden, da bist Du dann gleich hin gekommen” - mal wieder, an einem Tag an dem die Gattin fast schon einen entspannten Gesichts- und Seelenausdruck hatte, wieder in die Fresse gehauen und deutlich gesagt, Dich hab ich noch nie geliebt.

Dem designierten Schwiegersohn, der die Geschichte auch schon kennt erklärt Sie es wieder und wieder in den 20 Minuten Autofahrt. “weisch, ich bin ja zuhause raus geflogen als raus kam, dass ich Schwanger war”...raus geflogen aus einem Zuhause, wo der Vater ein hochgestellter Dipl. Ingenieur war, aber was sollen die Leute sagen. “und ich bin ja rausgeflogen wegen Deinem Vater”, ein möchtegern Zuhälter aus dem Stuttgarter Städtle, wie das Rotlichtmillieu dort genannt wurde, der sich zu dem Zeitpunkt aber auch schon aus dem Staub gemacht hatte.  Aber der Opa, der war so ein toller Mann....

“Des war schon gut, dass der Opa mich rausgeschmissen hat, dein Vater des war eh nix...” der Opa hat dann noch dafür gesorgt, dass dein Vater dich nicht adoptiert, dass er nicht mal in deinen Papieren auftaucht. “Das war ein Tagedieb, da hättest Du später noch für den Unterhalt zahlen müssen”, sagt die Schwiegermutter zum Geburtstagskind, die die Story zum erbrechen kennt und doch wieder mit aufsteigenden Tränen kämpfen muss.

 

 

 

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hiermit versteht man das vorhergehende Posting dann vielleicht noch besser