Mittwoch, 4. Februar 2015

traurig

...ja, am Freitag war sie dann sanft entschlafen. Es ist so, dass der Schwiegervater noch sieben Geschwister und ich somit seine recht große Schwiegerverwandtschaft habe. Die meisten davon sitzen auf der Alb, in dem Ulm, Geislingen, Heidenheim Dreieck.

Ich wollt nicht zur Beerdigung, so oft habe und hatte ich doch mit ihr gar nicht gesprochen, ein paar mal, auf Hochzeiten, auf Konfirmationen, bei den Beerdigungen habe ich sie gesehen. Ich sags ehrlich, einen Urlaubstag opfern...letztendlich war es aber so, dass ich doch im April einen neue Arbeit anfange und es ist doch egal...

Die Schwiegermutter mussten wir nicht mitnehmen, die ist mit dem Schwager gefahren. Wir wollten auch nicht am offenen Sarg Abschied nehmen, ich behalte mir die Leute gerne in Erinnerung, wie sie gelebt hatten, nicht diese bleiche eingefallene Hülle mit leicht geöffnetem Mund. Wenn ich dann dereinst beerdigt werden muss, will ich nicht aufgebahrt werden. Ich möchte dass mich die Leute so in Erinnerung behalten wie ich war. Alle.

Ein toller Tag auf der Alb. Schneebedeckte Flächen, kalt, sonnig, ein Glitzern über dem Schnee. Sie hätte gesagt, “siehsch, so schee isch bei oos”

Eine halbe Stunde vor der Beerdigung bekommen wir schon fast keinen Platz mehr in der kleinen Dorfkirche. Wir gehen auf die Empore. Nicht Alle finden einen Platz. Eine halbe Stunde keine Gespräche, das knarren der Dielen, das Rascheln der Mäntel, ein zwei Schluchzer. Und Husten und Hüsteln, zusammenrücken auf den Kirchenbänken. Schon oben auf der Empore sind mehr als 150 Menschen. Unten im Kirchenraum noch weniger Bewegung. Ihr ex ex Schwiegersohn setzt sich neben mir auf den Boden. Alleine.

Gattins früh verwittweter Onkel wird von seinen Kindern in die Bank gesetzt. Schlecht sieht er aus. Der Tod seiner damals 54 jährigen Frau hat ihn völlig aus der Bahn geworfen. Auch traurig.

Seit zwanzig Minuten sitzt die Organistin auf ihrer Orgelbank. Die Augen halb geschlossen. Die Menschen schauen verstohlen auf die Uhr. Tief und traurig klingt das Instrument, als sie dann 2 Minuten verspätet beginnt. Ich rechne hoch, 13:30 und ne dreiviertel Stunde bis Stunde Trauergottesdienst, dann alle rüber zum Friedhof ich sehe mich erst um 17:00 Uhr Richtung Heimat.

Der Pfarrer beginnt. Die Gemeinde singt ein mir unbekanntes Lied. Mir sind viele Kirchenlieder unbekannt. Der Gemeinde nicht, sie kommt alleine durch die 4 Strophen, der Pfarrer muss mit seiner Stimme nicht führen. Das gibt es bei uns nicht.Psalm 90 im Wechsel mit der Gemeinde gesprochen, klar nicht auswendig aber doch flüssig.

Bin hin- und hergerissen, diese Überzeugung, diesen Glauben an Gott beim Pfarrer zu erkennen, meine eigene Zweifel zu haben. Oder ist es doch einfach nur ein schönes Ritual, das Ganze ?

1943 als jüngste von 3 Töchtern geboren - der Vater hat Sie nur einmal gesehen, er wird seit 1944 vermisst. Schon hier bekomme ich einen Klos im Hals.

Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst. 1. Buch Mose 28,15 - ihr Konfirmationsspruch. Mit 14, die Konfirmation und Schulabschluss, Sie wurde als Hausmädchen nach Balingen geschickt. Dort wurde Sie mit 16 Jahren Mutter. Zurück in den Heimatort. Muss sich durchschlagen. Lernt zuhause Steno und Maschinenschreiben. Findet Arbeit im Rathaus. Bekommt eine Tochter und heiratet den Schwiegeronkel.

Das unbeschwerte Leben vorbei mit 14 - wobei ich nicht weiß, ob das Leben bis dahin nur unbeschwert war.

Sie ist immer aktiv, tritt bestimmt auch ihrem Mann das eine oder andere Mal in den Hintern, versorgt später die Enkel, die Gemeinde und auch die Kirchengem